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VORWORT

Migrationspolitik braucht Akzeptanz. Eine           einen wesentlichen Beitrag für weiterhin
erfolgreiche gesamtstaatliche Migrationspolitik     bestehende Sicherheit, Stabilität und für Wohl-
braucht den Rückhalt in der Bevölkerung.            stand. Für weitere Innovationskraft im Bereich
Dieser in der Annäherung an das Faktum              der Wirtschaft und der Forschung und für eine
Migration notwendige demokratische Ansatz war       treffsichere Deckung des Fachkräftebedarfs des
von Beginn der Tätigkeit des Migrationsrats an      österreichischen Arbeitsmarktes braucht es
auf der Tagesordnung. In den Entwicklungen im       Anreize für qualitäts- und qualifikationsorientierte
Bereich Migration auf nationaler, europäischer      Migration. Hierzu hat der Migrationsrat eine
und internationaler Ebene wurden zentrale           Reihe von möglichen strategischen Stoßrichtungen
Zukunftsfragen für Österreich erkannt. So           herausgearbeitet. Andererseits war und ist
verwundert es nicht, dass im aktuellen Arbeits-     anzuerkennen, dass Migration auch eine
programm der Bundesregierung die Weiter­            Belastung der Systeme bedeutet, ja Migration
entwicklung der gesamtstaatlichen Migrations­       sogar ein Risiko für Sicherheit, Stabilität und
strategie verankert ist. Auf dieser Grundlage       Wohlstand in sich bergen kann. Insbesondere für
richtete die damalige Bundesministerin für          die Bereiche des politischen Systems, der Medien,
Inneres, Mag. Johanna Mikl-Leitner, im April        der öffentlichen Sicherheit und staatlicher
2014 – zu einem Zeitpunkt, in dem die Flücht-       Institutionen hat der Migrationsrat Empfehlungen
lingskrise noch nicht (für die Öffentlichkeit       formuliert, die Möglichkeiten aufzeigen, die
erkennbar) eingetreten war – den „Migrationsrat     Lasten zu schultern und den Risken entgegen-
für Österreich“ als weisungsfreies und unab­        zuwirken.
hängiges Gremium ein. Aufgabe des Gremiums
war es, inhaltliche Grundlagen für eine gesamt-     Diese nur scheinbar im Widerspruch stehen­den
staatliche Migrationsstrategie zu erarbeiten.       Positionen für und wider Migration stellen
Gleich zu Beginn definierte der Migrationsrat       in unserer Zeit der globalen Herausforderungen
für Österreich das Ziel, das den Ausgangs- und      und Verantwortlichkeit eine untrennbar
Kristallisationspunkt seiner gesamten Arbeit        mit­einander verbundene Komplementarität dar.
darstellte: Österreich soll ein sicherer und        Es gilt nämlich die für die Volkswirtschaft
                                                    bedeutende Impulse bringende Qualifikations-
stabiler Staat bleiben, in dem man in Wohlstand     migration zu stärken, um den demokratischen
                                                    Rechtsstaat wirtschaftlich leistungsstark
leben kann.                                         und krisenfest zu halten. Denn nur ein solcherart
                                                    funktionierendes politisches Gebilde ist auf
Diese Zielsetzung zeigt deutlich die Intention des  Dauer in der Lage, humanitäre Hilfe für
Migrationsrats für Österreich: Die Interessen       besonders Schutzbedürftige im Sinne der
Österreichs haben – freilich unter Wahrung jener    globalen Verantwortung zu leisten.
der Herkunftsregionen – klar im Mittelpunkt
österreichischer Migrationspolitik zu stehen. Das   Der vorliegende Abschlussbericht ist in folgender
Gremium sah sich mit der Aufgabe konfrontiert,      Weise strukturiert: An die Einführung und die
bei der Erarbeitung von richtungsweisenden          Zusammenfassung der Studie „Zukunftsszenarien
Empfehlungen jene Positionen, die für und wider     Migration 2030“ der Fachhochschule Salzburg,
Migration sprechen, sinnvoll zusammenzuführen
und daraus einen vernünftigen vermittelnden
Ansatz zu entwickeln. Migration leistet einerseits

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